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Der Garten am Fluss Zeta

Jesse und Andrea McCourtney (USA) und ihre vier Söhne geben Gottes Liebe durch einen einladenden Lebensstil weiter; dazu gehört alles, vom Graben im Dreck bis zum Organisieren von Kursen in der Gemeinschaft, dem Spenden von Produkten, dem Erleben von Abenteuern und allem dazwischen.

Sowohl Jesse als auch Andrea sind in gläubigen Familien aufgewachsen. Jesse und Andrea lernten sich auf dem College kennen. Sie gingen miteinander aus, träumten davon, Gott gemeinsam im Ausland zu dienen, und unternahmen getrennte Kurzeinsätze in Osteuropa: Es ging für Jesse nach Montenegro und für Andrea nach Bosnien. Nach ihrem Abschluss heirateten sie und konzentrierten sich auf den Aufbau ihres Lebens in den USA: Sie zahlten ihre Studienkredite ab, kauften ein Haus und gründeten eine Familie. „Wir hatten Pläne und ich hatte den idealen Job: Gartenbauunterricht an öffentlichen Schulen. Als Kind träumte ich davon, mit Teenagern und Tieren zu arbeiten, und ich lebte im wahrsten Sinne des Wortes meinen Traum."

Montenegro

Dann erinnerte Gott das Paar an ihren gemeinsamen Traum, ihm im Ausland zu dienen. Nach langem Gebet entschieden sie sich für Montenegro, ein kleines Land in Osteuropa, zu dem sie durch einen Studienfreund schon früher eine Verbindung hatten. Innerhalb von zwei Jahren zogen sie mit ihrem einjährigen und ihrem einen Monat alten Sohn in die Hauptstadt von Montenegro. In den nächsten Jahren wuchs ihre Familie und sie engagierten sich in der örtlichen Gemeinschaft durch Jugend- und Kinderarbeit, Sommerlager, Englischunterricht und vieles mehr.

Sie stellten jedoch fest, dass es in Montenegro aufgrund der kulturellen Traditionen, des Misstrauens Ausländern gegenüber und der Sprachbarrieren schwierig ist, die Gute Nachricht zu verbreiten. „Die Mehrheit der Montenegriner ist serbisch-orthodox, kleinere Minderheiten sind muslimisch oder katholisch", erklärt Jesse. „Die Religion ist hier mehr mit der ethnischen Identität als mit dem Glauben verbunden, und wenn man die Religion wechselt, bedeutet das, dass man seiner ethnischen Zugehörigkeit, seiner Familie, seiner Gemeinschaft – einfach allem – den Rücken kehrt. Montenegro war vor weniger als 150 Jahren ein Land mit Stammesstrukturen, und das Denken in Stämmen ist hier immer noch sehr ausgeprägt.“

„Die Kirche hier ist sehr klein und neu, sie wurde in den späten 1990er-Jahren gegründet. Als wir hierherzogen, gab es nur 200 Christen im Land“, führt er weiter aus. „Der Anteil der orthodoxen Gläubigen, ist gering, weil die meisten nur dem Namen nach orthodox sind. Es ist nicht ungewöhnlich, jemanden sagen zu hören: ‚Ich bin orthodox, aber ich glaube nicht an Gott.‘ Sie sind nicht abgeneigt, über den Glauben zu sprechen und sind durchaus bereit, darüber zu reden, aber sie sind auch in ihren gewohnten Strukturen verhaftet. Für sie ist die Familie das Wichtigste – wenn die Nachfolge Jesu bedeutet, dass sie ihre Familien verlieren, sind sie nicht bereit, das zu tun.“

Das Verteilen von Broschüren, Strassenevangelisation oder das Durchführen von Evangelisationsveranstaltungen sind in der montenegrinischen Kultur nicht effektiv, erklären die McCourtneys, denn wenn der Gastgeber nicht Teil eines Familienclans ist oder keine Beziehung zu einem solchen hat, wird niemand kommen. Andrea sagt: „Weil die Familie das Zentrum der Welt ist, müssen wir ganzen Familien dienen. Das Evangelium wird sich am besten ausbreiten, wenn wir gläubige Familien dazu ermutigen, selbst Gemeinde zu sein und anderen von Jesus zu erzählen."

Der Garten

Nach einigen Jahren in Montenegro begann die Familie, sich eine einfache Frage zu stellen: Wie könnten sie im Herzen der Kultur Gutes tun?

Gott begann, in Andrea den Traum von einem Gemeinschaftsgarten zu wecken, in dem Familienprogramme stattfinden sollten. Sie betete vier Jahre lang, aber es war schwierig, ein Grundstück zu finden. Im Jahr 2019 fand das Paar ein Haus mit einem Hektar Land am Fluss Zeta. Es war perfekt, aber ihr Kaufangebot wurde abgelehnt. Entmutigt hätten sie fast aufgegeben. Fast ein Jahr danach inspirierte Gott Andrea mit Sprüche 31,16a, wo es heißt: „Sie trachtet nach einem Acker und kauft ihn …“. An diesem Tag lieh sie sich ein Auto, fuhr zurück zum Eigentümer des Grundstücks und machte ein weiteres Angebot – ohne zu wissen, ob das Land noch zum Verkauf stand oder nicht.

Das Angebot wurde angenommen, und Ende 2020 zog die Familie McCourtney ein und begann langsam, das Anwesen zu renovieren und das Land zu bewirtschaften. Im September 2021 wurde Basta Zeta, der „Garten am Fluss Zeta", mit 50 Gästen feierlich eröffnet.

Tiefe Wurzeln und frische Früchte

Neben dem Garten selbst bieten Andrea und Jesse jeden Samstagmorgen kostenlose Workshops zu Themen wie Tiere, Ernährung, Pflanzen und Insekten an. Unter der Woche sind sie Gastgeber für Schulklassen und Exkursionen. Der Garten spendet die Erzeugnisse aus der Ernte und füllt Lebensmittelpakete für einkommensschwache Familien.

Der Garten brachte auch unerwartete Erträge hervor. „Die Leute fragen mich immer wieder, warum wir das tun", berichtet Andrea.

„Ich hatte gedacht, dass ich das Gärtnern und das Unterrichten von Kindern über den Umgang mit Gottes Schöpfung aufgeben müsste, um Gott in einem anderen Land zu dienen – und er hat es mir zurückgegeben. Ich liebe, was ich hier tue, und das spiegelt sich in allem wider, was ich mache. Das lässt mich zu einem fröhlichen Menschen werden, der die Menschen anzieht. Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir Christen sind, aber wir dürfen ohne elterliche Erlaubnis nicht offen zu Kindern sprechen, also ist dies eine Möglichkeit, Gottes Liebe durch unser Leben zu verbreiten.

Seit der Eröffnung des Gartens im September 2021 haben ihn insgesamt über 700 Menschen besucht, darunter auch einheimische Umweltschützer und die Lokalpresse. Die Zeitungen haben darüber berichtet, und der Landwirtschaftsminister des Landes begann, dem Instagram-Account des Gartens zu folgen. Die Hochbeete im Garten haben nicht nur die Pflanzen vor unruhigen Kinderfüßen geschützt, sondern auch einen zusätzlichen Segen gebracht: Sie erleichtern den Kindern in Rollstühlen die Teilnahme an den Aktivitäten.

Die angebauten Lebensmittel werden sowohl an protestantische als auch an orthodoxe Lebensmitteldienste gespendet, wodurch Verbindungen und Beziehungen zwischen den Kirchen entstehen. Durch den Hauskauf und das Anlegen des Gartens konnte die Familie McCourtney in der örtlichen Bevölkerung Wurzeln schlagen und so einen Zugang zu Beziehungen finden, den sie vorher nicht hatte. „Wir arbeiten mit einer Art von Gartenarbeit, bei der man beim Gärtnern gesunden Boden schafft, anstatt ihn von aussen zu stören", erklärt Andrea. „Das ist eine grossartige Beschreibung für das, was Gott in uns getan hat – und wie der Heilige Geist durch uns wirkt, um andere zu erreichen. Anstatt das Evangelium mit einer Spitzhacke zu verkünden und zu versuchen, die Herzen der Menschen mit Gewalt zu verändern, wirkt der Heilige Geist und berührt die Herzen der Menschen, damit sie mehr wissen wollen. Vieles von dem, was ich in den letzten zehn Jahren gelernt habe, ist, mit den Anstrengungen aufzuhören, den Geist wirken zu lassen und ihm zu folgen.

Jesse fügt hinzu: „In Jeremia 29 fordert Gott die im Exil lebenden Menschen auf, Häuser zu bauen, Gärten anzulegen und sich um den Frieden und das Wohlergehen des Landes zu bemühen. In den ersten Jahren, die wir hier waren, haben wir uns bemüht, weil wir grosse Dinge für Gott tun wollten. Dann sagte Gott zu uns: 'Es geht nicht darum, was ihr für mich tut, sondern darum, wer ihr in mir seid. Wenn unsere Aufgabe nur darin besteht, ihm gehorsam zu sein und ihm zu folgen, dann sind wir erfolgreich. Er wird die Frucht bringen.'"

In diesem Herbst feiern die McCourtneys ihr zehnjähriges Jubiläum in Montenegro und Basta Zeta wird sein erstes volles Jahr als Gemeinschaftsgarten abschließen – und das ist erst der Anfang. Jesse und Andrea träumen von weiteren Möglichkeiten, wie Gott ihre Familie und ihr Gelände gebrauchen kann, z. B. die Weiterentwicklung des Waldes und des Flussufers für ältere Kinder, damit sie etwas über Forstwirtschaft und Naturschutz lernen, Aktivitäten am Fluss veranstalten und eines Tages vielleicht sogar einen Hochseilgarten einrichten können.

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