Moldawien

Über den eigenen Gartenzaun schauen

 

Von einer Schweizer Gemeindegruppe

Endlich sind wir an dem Ort, dem wir schon seit Wochen entgegengefiebert haben. Gestern starteten wir unsere Reise ins Ungewisse. Sie führte unsere Gemeindegruppe nach Moldawien in einen einwöchigen Einsatz mit OM.

Erste Eindrücke

Wir hatten uns wohl auf alles eingestellt, nur nicht auf die Reichhaltigkeit des Frühstücks. Auch das Mittagessen ist üppig. Das scheint hier normal zu sein, zumindest wenn man Gäste hat. Auf der Fahrt ins Dorf faszinieren uns die endlosen Mais- und Getreidefelder. Das Team vor Ort empfängt uns herzlich. Was wir wohl mit der grössten inneren Anspannung erwartet haben, ist die Zuteilung der Nachtquartiere. Stefan und ich kommen bei zwei jungen Männern unter. Sie teilen ihre winzige Wohnung mit uns, haben auf einer Art Kachelofen ein Doppelbett für uns eingerichtet und schlafen selber in einfachen Betten nebenan. Das WC befindet sich draussen in einem Bretterverschlag. Hände waschen kann man an einem offenen Schlauch. Der Plumpsklo-geruch bleibt lange in meiner Nase hängen. Hätte ich ihn mir zuhause vorgestellt, hätte er mich wohl von diesem Einsatz abgehalten. So unangenehm er ist, fällt er hier nun aber nicht so sehr ins Gewicht, weil ich gleichzeitig von vielen anderen Eindrücken umgeben bin.

Mit fremden Menschen vereint

Wir besuchen die evangelische Gemeinde. Sie wurde vor etwa einem Jahr gegründet. Vier oder fünf Leute kommen in den Gottesdienst. Nach der moldawischen Anbetungszeit, die unserer gleicht, erzählen wir persönliche Erlebnisse mit Gott, singen und halten eine Kurzpredigt. Wir sind überwältigt, wie nahe wir fremden Menschen kommen, wenn wir zusammen Gott anbeten, obwohl wir nicht dieselbe Sprache sprechen.

Anpacken und besuchen

Den nächsten Tag beginnen wir mit einer stillen Zeit und gemeinsamen Andacht. Danach brechen wir einen maroden Schopf ab und räumen rund ums Kirchengebäude auf – echt befriedigend!

Zwei Teams à 3–4 Personen machen Hausbesuche. Wir klopfen bei einer Mutter von sechs Kindern an. Ihr Mann arbeitet in Russland, doch sein Salär er-reicht die Familie selten. Trotzdem hat die junge Frau eine positive Lebenseinstellung und fühlt sich im Glauben getragen – beeindruckend! Am Ende unseres Gesprächs überreichen wir ihr ein Lebensmittelpaket und beten für sie. Sie bedankt sich mehrmals und sagt, dass wir jederzeit willkommen seien.

Hilflos und dankbar

Weitere Hausbesuche sind zunächst etwas frustrierend, weil niemand zuhause ist. In einem feudalen Herrschaftshaus, dessen abblätternde Pracht von einer Zeit zeugt, in der Moldawien zu den aufstrebenden Nationen Europas zählte, treffen wir eine ältere Frau. Sie lebt im kleinen Anbau, weil sie es sich nicht leisten kann, die Villa zu heizen. Relativ schnell kommen wir auf den Glauben zu sprechen, nicht, weil wir das Gespräch dahin gelenkt hätten, im Gegensatz zur Schweiz ist es hier ganz normal, über Gott zu reden.

Hautnah bin ich hier mit schwierigen Lebensverhältnissen konfrontiert, kann ihr Ausmass jedoch nicht annähernd erfassen. Ich fühle mich hilflos und gleichzeitig dankbar, dass ich diese Menschen Gott anvertrauen kann, der verheissen hat, für uns zu sorgen!

Leuchtende Augen

In einem Nachbarort erwarten uns rund 120 Kinder. Sie sind oft alleine, weil ihre Eltern arbeiten und nicht selten alkoholabhängig sind. Wir bieten auch hier im Dorf ein Kinderprogramm an, doch viele getrauen sich nicht zu kommen, da der Priester vor «unserer» Gemeinde gewarnt hat. So stehen dann nur drei Kinder da. Langsam kommen aber mehr. Schliesslich sind es 32. Besonders fällt mir ein schüchterner, blonder Junge auf. Seine Augen leuchten während er aufmerksam der Geschichte vom barmherzigen Samariter folgt. Es ist überwältigend zu erleben, wie Gott jemanden braucht, um in einem Leben einen Unterschied zu machen!

Schweizer-Abend

Auf Wunsch unserer Gastgeber organisieren wir einen Schweizer-Abend. In zwei Gruppen pilgern wir durch die Strassen und laden Passanten ein. Wir und auch die Verantwortlichen der Gemeinde rechnen mit 2–3 Besuchern. Zuerst kommt niemand, doch plötzlich platzt der Raum aus allen Nähten. Die Leute scheinen von unseren Darbietungen beeindruckt zu sein. Der Gemeindeleiter freut sich über die vielen ihm unbekannten Gäste in seinen Räumen. Und wir sind überwältigt von der Gastfreundschaft und dem guten Miteinander in dieser Woche in Moldawien!

Interesse?

Kontaktformular  oder gruppen.ch@om.org
Telefon: 044 832 83 83
WhatsApp: 079 255 61 39 (Bürozeiten)

Emanuel ist zuständig für die Betreuung von Gruppeneinsätzen
und wird sich mit dir gern in Verbindung setzen.