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Jeden Dienstagabend wagt sich ein Team von Christen in die Straßen von Soi 6, dem Rotlichtviertel in Pattaya, Thailand, einer Stadt, die als offizielle Sextourismus-Hauptstadt der Welt bekannt ist. 

Die Gruppe stammt vom Tamar Center, einer Partnerorganisation von OM, einem Dienst, der seit über 20 Jahren im Distrikt tätig ist. Bei diesen wöchentlichen Ausflügen verteilen sich die Mitarbeiter auf die Bars in der Hoffnung, mit einer der etwa 35'000 Prostituierten oder „Bargirls“, wie sie in der Stadt genannt werden, in Kontakt zu treten.

Das Team vom Tamar Center kommt ins Gespräch und lädt die Frauen zum Englischunterricht und zu anderen Gelegenheiten ins Center ein. Während viele Frauen zunächst skeptisch sind, kommen die Mitarbeiter wöchentlich zurück und zeigen, dass sie es ernst meinen. „Der Aufbau von Freundschaften spielt oft eine grosse Rolle dabei, wie Frauen zu uns kommen“, sagt Steffi aus Deutschland, eine der Direktorinnen, die seit 2015 beim Tamar Center arbeitet. „Uns liegt am Herzen, Frauen aus der Prostitution herauszuholen und ihnen ein neues Leben zu geben."

Interesse am Kurzeinsatz im Tamar Center-Pattaya?


Wenig Möglichkeiten

Bargirls sind meist junge Frauen aus dem Nordosten des Isaan, einer der ärmsten Regionen des Landes. Mädchen, von denen erwartet wird, dass sie zur finanziellen Stabilität der Familie beitragen, reisen auf der Suche nach Arbeit nach Pattaya. Tuu (aus Thailand), stellvertretende Direktorin und Berufsbildungsleiterin im Tamar Center sagt: „Frauen wird schon in jungen Jahren gesagt, dass es die Verantwortung der ältesten Tochter ist für die Familie zu sorgen. Das ist die Tradition in Thailand.“ Aber Tuu sagt, die Hoffnungen der Familien seien unrealistisch. Ohne eine Ausbildung gehen die meisten jungen Frauen ins Sexgewerbe. Obwohl die Entscheidung nicht immer erzwungen wird, gibt es viel Druck und Erwartungen von den Familien.

Anfangs gehen die meisten Bargirls zum Englischunterricht ins Tamar Center. Viele kehren auch zurück, um sich die Haare im Salon des Zentrums frisieren zu lassen, wo Teammitglieder auch für sie beten. Das Zentrum ist auch ein Zufluchtsort von der Strasse und bietet einen Ort der Ruhe und des Gesprächs mit den Mitarbeitern.  Während sie mehr über das Tamar Center erfahren, besuchen einige Mädchen den Freitagsgottesdienst, bevor die Arbeit in den Bars beginnt. Nachdem sie Spiele gespielt und eine Mahlzeit bekommen haben, hören sie eine Botschaft über die Liebe Jesu.

Das Zentrum veranstaltet grössere Veranstaltungen wie Bankette, bei denen Frauen feine Abendessen serviert werden, während Mitarbeiter die Gäste unterhalten, indem sie Lieder singen oder Sketche aufführen, Gottes Liebe vermitteln und hoffen, dass die Frauen ihren eigenen Wert erkennen. Letztendlich betet das Personal, dass jedes Bargirl am Berufsbildungsprogramm des Tamar Centers teilnimmt, wo sie eine von sechs verschiedenen Fähigkeiten erlernen und die Barszene hinter sich lassen können.

Ein Kreislauf der Abhängigkeit

Aber es gibt Barrieren. Barbesitzer machen Druck, wenn Mitarbeiter des Tamar Centers zu Besuch kommen, da ihr Lebensunterhalt direkt damit verbunden ist, den Sexhandel in ihren Einrichtungen aktiv zu halten. Selbst wenn eine Frau Interesse an einem anderen Leben bekundet, ist Geld ein grosses Thema, das ihre nächsten Schritte beeinflusst. Bargirls und ihre Familien gewöhnen sich an den Lebensstil. 

Manche Frauen gehen trotzdem. „Ich glaube, irgendwann haben sie das Kneipenleben satt; sie wollen etwas anderes lernen. Oder sie sind von Gott bewegt zu gehen. Wir beten, dass wir genau in die richtige Gegend gehen, um Frauen zu treffen, die bereit sind“, sagt Steffi. Sie fügt hinzu, dass es einfacher ist Frauen zu erreichen, die neu in den Bar's sind und noch nicht im Kreislauf gefangen sind. Wenn das Tamar Center Bargirls früh erreichen kann, können sie einen anderen Weg anbieten und junge Frauen durch die Berufsausbildung des Zentrums für ein anderes Leben ausbilden.

Das ist die Geschichte von Ariya*. Von ihrem Mann geschieden und mit zwei kleinen Kindern zurückgelassen ging Ariya nach Pattaya, als sie ihren Lebensunterhalt in ihrem eigenen Dorf nicht bestreiten konnte. An ihrem ersten Tag in der Stadt ging sie in der Hoffnung, Arbeit zu finden, in die Kneipen. Ohne Erfolg buchte sie ein Zimmer für die Nacht und beabsichtigte, ihre Suche am nächsten Abend fortzusetzen. Als sie am nächsten Tag aufbrach, traf sie Nella, die Gründerin des Tamar Center auf der Strasse. Nella sprach mit ihr und lud Ariya ins Zentrum ein.

Durch das Berufsbildungsprogramm wurde Ariya zur Bäckerin ausgebildet und arbeitete vier Jahre lang in der Bäckerei des Tamar Centers. Während dieser Zeit wurde sie auch eine Nachfolgerin von Jesus. Schliesslich kehrte Ariya in ihr Heimatdorf zurück, um eine eigene Bäckerei zu eröffnen, ist aber immer bestrebt ins Zentrum zurückzukehren und den anderen jungen Frauen mitzuteilen, wie Jesus auch ihnen helfen kann. „Sie ist unglaublich“, sagt Steffi. „Sie brennt für Jesus.“

Sogar eine ist es wert

Doch nicht jede Geschichte hat ein Happy End. Manche Frauen kommen für eine Weile, kehren aber in ihr altes Leben zurück. Kürzlich durchlief eine Gruppe von 13 Damen die Berufsausbildung, und am Ende waren alle 13 Christ geworden. „Eines Tages sieht man, dass es bei Jesus endlich klick macht. Es ist einfach so schön zu sehen, wie sie sich verändern“, sagt Steffi.

Bis Anfang 2023 haben über 300 Frauen eine Berufsausbildung im Tamar Center erhalten und der Dienst wird weiter ausgebaut. Derzeit hat das Tamar Center zwei Hauptstandorte. Einer mit einem Friseursalon, einem sicheren Raum für Frauen, die noch im Sexgewerbe tätig sind und Einrichtungen für Englischkurse. Der andere Standort umfasst eine Bäckerei und ein Restaurant, einen Handwerksraum, in dem Frauen Nähen, Schmuckherstellung und das Erstellen handgefertigter Grusskarten lernen. Für die Schulungsteilnehmer und ihre Kinder werden auch Unterkünfte und eine Kindertagesstätte zur Verfügung gestellt. 
Die neueste Erweiterung (Anfang 2023 eröffnet) ist ein eine Unterkunft für Frauen, die eine Berufsausbildung in Hotelmanagement machen möchten. Jedes neue Wachstum im Tamar Center bietet mehr Mädchen die Möglichkeit, die Bars zu verlassen und ein neues Leben zu finden.

Tuu sagt, dass es die Beziehungen sind, die alles wertvoll machen. Steffi stimmt zu: „Wir halten an den guten Geschichten fest. Auch wenn wir nur Eine erreichen, lohnt es sich.“

Schliessen Sie sich uns im Gebet an, damit viele weitere Frauen die Prostitution verlassen und ein neues Leben finden können. Beten Sie um Heilung für die Frauen in den verschiedenen Programmen und dass sie Jesus kennen lernen und für mehr langjähriges Personal aus Thailand und dem Ausland.

*Name geändert

 

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