Ein Weg zu den Vergessenen

geschrieben von Micha Prechtel

Tamila* lebt in Tqwartscheli. Die Kleinstadt im Kaukasus liegt im Südosten Abchasiens. Die Stadt blühte einst als Industriezentrum der Region auf. Durch den Krieg mit Georgien wurde sie jedoch schwer beschädigt und über 75 Prozent der Einwohner zogen mittlerweile weg.

Außer der Schule gibt es in der Stadt kaum etwas für Kinder und Jugendliche zu tun. Keine Sportangebote, kein Musikunterricht – einfach nichts. Die zehnjährige Tamila kann höchstens mit ihren Freunden manchmal schwimmen gehen, sonst hängen sie einfach herum und tun nichts. Viele der Kinder wohnen in Gebäuden, die eher Ruinen als Häuser sind. Die Väter sind oft durch den Krieg traumatisiert, die Mütter haben meistens nur im Sommer eine Arbeitsstelle – und dann oft weit weg in Touristengebieten am Schwarzen Meer. Die Kinder sind auf sich allein gestellt und fühlen sich vergessen. So ist es auch bei Tamila und ihren Schwestern.

Vor etwa zwei Jahren kam Arayk in die Stadt. Von den Behörden hatte er – obwohl es in der Stadt keine Gläubigen gab – ein Gebäude für eine christliche Gemeinde bekommen. Teil dieser Gemeinde ist auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Zunächst organisierten wir einen Filmklub mit biblischen Filmen, zu dem jede Woche viele Kinder und Teenager kamen. Wir merkten, dass dies jedoch nicht genug war,“ berichtet Arayk. OM unterstützt die junge Gemeinde und beschloss, vier Teilnehmer des MDTs (Missions- und Jüngerschaftstraining) in Russland nach Tqwartscheli zu schicken. So absolvieren die Teilnehmer in ihrem zweiten Jahr des Trainings ein einjähriges Praktikum mit dieser Gemeinde.

Dieses Jahr sind es vier junge Frauen, die für die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen verantwortlich sind. Zweimal pro Woche organisieren sie einen Kinder- sowie einen Jugendklub. Mehr als 15 Jugendliche und Kinder kommen regelmäßig zum Spielen, Tee trinken und Gesprächen. Außerdem sind die MDT-Teilnehmer ein Beispiel für ein Leben mit Jesus und die Liebe Gottes. Jeden Morgen verbringen die Studenten Zeit mit Gott und lesen die Bibel, was die Kinder sehen. Eines Tages wurde Tamila sehr neugierig auf dieses Buch, das sie lesen. Sie setzte sich dazu und suchte in diesem Buch ohne Bilder nach etwas, was für sie interessant ist.

Die vier MDT-Teilnehmerinnen organisierten für die Mädchen eine ganze Woche mit Übernachtung in der Gemeinde. Es war eine schöne Zeit voller Gemeinschaft. Sie spielten, zeichneten, bastelten und kochten zusammen. Am Abend lasen sie gemeinsam Geschichten aus der Bibel. Eines  Abends flüsterte Tamila plötzlich: „Ich will wirklich wie du sein, ein Christ sein. Was muss ich dafür tun?” Elena*, eine der jungen Frauen schlug vor zu beten, was Tamila tat. Nun ist sie sicher: „Ich weiß, dass Jesus mich so sehr liebt und für meine Sünden gestorben ist!“ Das Mädchen hat nun ihre eigene Bibel, die sie überall mit hinnimmt und will am liebsten immer darin lesen.

So verändert die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde das Leben der Kinder in Tqwartscheli stark. Sie lernen, wie sie verschiedene Bastelarbeiten machen, können Lieder singen, haben Spaß und Abwechslung und hören, dass Jesus sie liebt. Dadurch bekommen sie neue Hoffnung. Tamila und andere Mädchen haben sich in der kurzen Zeit verändert. Sie kümmern sich um andere, sind gehorsamer, respektieren ihre Eltern und schauen nun hoffnungsvoll in ihre Zukunft

*Namen geändert

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